Nachdem immer mehr Menschen die Überfahrt von Frankreich nach Großbritannien über den Ärmelkanal wagen, fordert der französische Innenminister Gérald Darmanin nun eine Ausweitung des Frontex-Einsatzes auch auf die nördlichen Grenzen Europas. Beide Länder sind sich einig, dass es hier Gegenwind braucht. Frankreich wird auch finanziell von Großbritannien unterstützt, welches zuletzt 63 Millionen Euro in den gemeinsamen „Grenzschutz“ investierte.
Im vergangenen Jahr wurden laut den französischen Behörden mehr als 9.500 versuchte Überfahrten registriert. Die Zahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht. Am Montag, 19. Juli 2021 soll ein neuer Rekord stattgefunden haben, als 430 Personen die riskante Überquerung des Ärmelkanals gelang. Im heurigen Jahr sind es laut offizieller Zahlen des britischen Innenministeriums schon 8.452 Menschen gewesen, die über den Seeweg von Frankreich nach Großbritannien gelangt sind. Behörden erwarten, dass bis zu 22.000 Schutzsuchende diesen Weg im heurigen Jahr beschreiten werden. Auf diese steigenden Zahlen will die konservative Innenministerin Priti Patel reagieren, indem sie laut eigenen Angaben daran arbeitet, solche Überfahrten schwerer zu gestalten. Auch die Rechte jener, denen dieses Unterfangen gelingt, sollen eingeschränkt werden. Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass die Anzahl der in Großbritannien eingebrachten Asylanträge im europäischen Vergleich eher gering ist.
Auch Mitglieder von Hilfsorganisationen antworten auf die Vorhaben der Conservative and Unionist Party (Tories), durch sogenannten Grenzschutz und strengere Rechtslagen im Asylbereich, die Zahl jener, die im Vereinigten Königreich um Asyl ansuchen zu verringern. Der Generaldirektor von „Refugee Action” betont, dass eine strengere Kontrolle der Fluchtrouten nicht zu weniger Menschen auf der Flucht führt. Die Konsequenz ist lediglich, dass Menschen keine Wahl bleibt, als ihr Leben in die Hände von Schlepperorganisationen zu legen. Er plädiert stattdessen für sichere, legale Fluchtrouten, damit Schutzsuchende künftig nicht mehr kriminalisiert werden und ihrem Recht darauf, um Asyl anzusuchen, nachkommen können. So könne die gefährliche Überquerung des Ärmelkanals verhindert werden und illegalen Schleppern würden die Hände gebunden.
https://www.tagesschau.de/ausland/frontex-migranten-einsatz-101.html
https://www.theguardian.com/uk-news/2021/jul/20/record-number-of-migrants-cross-channel-in-one-day