Seenotretter Jan Ribbeck berichtet in einer Gesprächsrunde über seine Arbeit für Sea-Eye. Die Hilfsorganisation hat zuletzt über 400 Menschen im zentralen Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet, darunter auch alleinreisende Kinder. Die Grenzschutzagentur Frontex behindert laut Ribbeck NGOs wie Sea-Eye bei ihrer Arbeit. Hier würde mit Seenotrettungsbooten wie mit solchen von Schlepperorganisationen verfahren. Frontex soll in den meisten Fällen aus der Luft agieren, um Boote zu lokalisieren und diese in Folge anzugreifen und zu behindern. Ribbeck schildert auch, dass Schutzsuchende aus Angst vor den Drohnen ins Wasser springen würden, selbst wenn sie nicht schwimmen können. Ribbeck gibt an, Sea-Eyes Menschenrechtsbeobachter:innen würden derartige Vorfälle melden, von Seite der Behörden gäbe es allerdings keine Konsequenzen.
Auch in einem Artikel von Vincent Haiges, der über seine Zeit an Board von Geo Barents, einem Schiff der Organisation Ärzte ohne Grenzen, berichtet, wird die Präsenz von Frontex im Luftraum beschrieben. Eine Drohne der Agentur kreiste über ein Gebiet, in welchem sich vermeintlich Boote von Schutzsuchenden befunden haben. Auch ein Boot der sogenannten libyschen Küstenwache soll sich laut Haiges in der Nähe aufgehalten haben.
Im Jahr 2021 sind bisher doppelt so viele Menschen wie im selben Zeitraum im Vorjahr, rund 40.000, auf dem Seeweg von Nordafrika nach Italien geflohen. Dem Missing Migrants Project zufolge sind heuer bei dem Versuch über 1.000 Personen ertrunken, die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. 23.000 Schutzsuchende sollen von der sogenannten libyschen Küstenwache abgefangen worden sein. Diese erwartet oft Folter, Misshandlung und immer wieder auch der Tot. Zwischen Italien und Libyen besteht ein Abkommen, die EU unterstützt die Küstenwache Libyens mit finanziellen Mitteln.
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